Der „richtige Schnitt" verbessert nicht nur die optische Wirkung vieler Ziergehölze, sondern ist ein mindestens ebenso wichtiger Faktor, um die Pflanzen gesund und kräftig zu halten.
Im Obstbau führt der regelmäßige Schnitt zu einer besseren Fruchtqualität und zu regelmäßigen Erträgen. Ohne die jährlichen Schnittmaßnahmen an Obstbäumen neigen diese zu unregelmäßigem Fruchtbehang (Alternanz), und zur verstärkten Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge aufgrund fehlender Luft- und Lichtzufuhr im inneren Bereich der Krone. Für die Wundpflege ist es von großer Bedeutsamkeit, dass diese sofort nach dem Eingriff durchgeführt wird.
Begriffsklärungen
Der Pflanzschnitt
Durch das Roden (Herausnehmen der Pflanzen) in der Baumschule wird der Wurzelballen stark verkleinert und die feinen Haarwurzeln abgerissen und verletzt. Als Folge wird das sogenannte "physiologische Gleichgewicht" (=Verhältnis zwischen Wurzelballen und Triebanteil) somit gestört. Durch den Rückschnitt der Triebe können die verbleibenden Teile ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Ein weiterer Vorteil des Pflanzschnittes ist, dass durch den Rückschnitt der Wurzeln mögliche Faulstellen entfernt und die Wurzeln zu einer besseren Verzweigung angeregt werden.
Der Erhaltungsschnitt
Beim Erhaltungsschnitt wird sämtliches Totholz, quer wachsende und veralterte Triebe entfernt. Dies sorgt für eine ausreichende Licht- und Luftzufuhr im Pflanzeninneren und zusätzlich wird die Bildung von Neuaustrieben gefördert. Aufgrund der Vielzahl an Obst- und Ziergehölzen und damit einhergehend den unterschiedlichen Ansprüchen sollte vor den ersten Schnittmaßnahmen ein Fachmann (z.B.: vom ansässigen Obst- und Gartenbauverein) zu Rate gezogen werden.
Die grundlegenden Wuchs- und Schnittgesetzte:
Gesetz der Spitzenförderung (Apikale Dominanz)
Die am höchsten gelegene Knospe einer Pflanze (Apikal- oder Endknospe) wächst im Verhältnis zu den Achselknospen (Seitenknospen) stärker. Daraus ergibt sich auch das natürliche Wuchsbild der Pflanzen. Wird diese Dominanz durch Schnittmaßnahmen unterbrochen fördert diese Maßnahme die Seitentriebbildung.
Gesetz der Oberseitenförderung
Steht der Ast in waagerechter Stellung zum Stamm (Leittrieb), bildet sich auf der Oberseite des Astes vermehrt Fruchtholz. In den ersten Standjahren sollten dementsprechend die jungen Triebe in eine horizontale Stellung gebracht werden (Bsp.: nach unten binden). Vertikal, steil nach oben wachsende Triebe bewirken im Gegensatz dazu ein starkes Triebwachstum
Gesetz der Scheitelpunktförderung
Bei den Trieben, die am stärksten nach unten gebogen sind bilden sich am höchsten Punkt, dem Scheitelpunkt, verstärkt Neutriebe. Je näher sich diese am Scheitelpunkt befinden, desto stärker sind sie. Diese Eigenschaft kann durch Ableitung zur Verjüngung der Fruchtäste an Obstgehölzen genutzt werden.
Schnittgesetze
Je stärker der Rückschnitt desto stärker ist der Neuaustrieb im Frühjahr. Dadurch wird das vegetative Wachstum des Gehölzes angeregt. Auf den stark wachsenden Neutrieben befinden sich dementsprechend weniger Blütenknospen. Demzufolge führt ein starker Rückschnitt auch zu einem geringeren Ertrag im Obstbau.
Im Gegensatz dazu führt ein schwacher Rückschnitt zur Bildung von Fruchtholz (generatives Wachstum) und folglich zu höheren Erträgen der Obstbäume.
Tipp: So schneiden Sie dicke Äste
Große Äste sollen in mehreren Schritten abgesägt werden, um zu verhindern, dass der Ast abbricht und eine große Wunde (Lasche) am Stamm entsteht.
Vorgehensweise:
- Ast auf der Unterseite ca. 50 cm vom Stamm entfernt einsägen
- Anschließend wird in einem Abstand von 60-70 cm vom Stamm von oben her der Ast abgesägt
- um das Stammgewebe nicht zu verletzen, setzen Sie den Schnitt nach dem Astring an. Keine Stummel sehen lassen!
Hintergrund:
Die Rinde ist die Haut des Baumes und dient als Barriere für die meisten Krankheitserreger. Sind Bast und Kambium, durch Stammverletzungen beschädigt, können sich schädigende Pilze ansiedeln.
Während sich kleine Schnittwunden rasch wieder schließen, ist bei größeren Verletzungen die Gefahr gegeben, dass die Überwallung nur zögernd einsetzt und die Holzkörper zu lange holzzerstörenden Witterungsverhältnissen ausgesetzt sind. Bei Schäden während der Vegetationsperiode setzt die Überwallung unmittelbar nach der Verletzung ein, während im Winter zunächst nur eine sehr geringe oder überhaupt keine Reaktion festzustellen ist. Die Wundränder und die unter der Wundfläche liegenden Splintholzbereiche trocknen aus und sterben ab. Schädlinge sind in der Lage von der offenen, ungeschützten Wunde abgesonderte Stoffwechselprodukte wahrzunehmen und werden dadurch angelockt. Daher sollte die Baumwunde so rasch als möglich behandelt werden.
Wie müssen die Wunden richtig behandelt werden?
Wund-Balsam sollte unmittelbar nach der/dem Verletzung/Schnitt aufgetragen werden.
- Wundfläche reinigen und Wundränder mit einem scharfen Messer nachschneiden
- erkrankte Teile bis ins gesunde Holz ausschneiden
- Wunde flächig und satt mit Naturen® Bio Wund-Balsam 2 cm über den Wundrand hinaus bestreichen. Dieser bildet einen elastischen Schutzfilm, der die Heilung fördert und die Wundstelle vor äußeren negativen Einflüssen wie Wassereintritt oder Austrocknung schützt.
Was passiert eigentlich bei nicht fachgerechtem Schnitt und fehlender Wundbehandlung?
- Beeinträchtigung des Nährstofftransports im Baum
- Austrocknung des Holzkörpers mit Rissbildung
- Einlassöffnungen für holzzerstörende Insekten
- Besiedlung des Holzkörpers durch fäulnisverursachende Pilze und Bakterien
- Eindringen von Pilzen in das Gefäßsystem des Baumes (Welkekrankheit).
Längeres Abtrocknen der Kambiumschichten führt zu einer Vergrößerung der Wunden und damit zu einer schlechteren Wundheilung. Daher müssen Wunden und Verletzungen so rasch wie möglich versorgt werden.